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Autor:
Mario Rabitsch
Datum:
9/24/2021

Am Anfang stand der Plan...am Ende blieb der (eiserne) Wille (Vom Morgengrauen -nomen est omen- bis zur Abenddämmerung ist es nur einen IM weit).


Die eigene PB zu unterbieten um damit einen ÖM-Podestplatz und den NÖ-LM-Titel auf der Langdistanz zu sichern lautete mein Plan für die Teilnahme am IM Austria 2021. Mein heuriger Aufstieg in die nächstfolgende AK sollte diesen Plan auch noch begünstigen. Nachdem der Termin COVID-19 befingt in den Herbst auf vergangenen Sonntag verschoben wurde, ergaben sich dann doch noch einige Trainingsschwimmkilometer und ein paar Vorbereitungswettkämpfe (Challenge StPö und Walchsee (EM) und eine OD in Neufeld mit unterschiedlichem Erfolg) und leider auch eine kurzfristig nötige Leisten-OP in der zweiten Julihälfte.

Am Renntag ging es bei optimalen Wetter- und Wasserbedingungen nach dem Start der Profis um 7:15 mit dem Rolling Start der Agegroupen für mein wichtigstes sportliches Vorhaben in diesem Jahr los. Rasch stellte ich mich ohne gröbere Feindkontakte und mit zielgerichteter Orientierung auf ein für mich ausgewogenes Renntempo auf der Schwimmdistanz ein. Nach rd. 74 min stieg ich aus dem Wasser und lag damit etwas über dem Soll. Nichtsdestotrotz lief ich weiterhin voll motiviert in die Wechselzone um auf das Rad zu wechseln. Nachdem die Wetterprognose für den frühen Nachmittag auf mögliche Regenfälle hinwies, investierte ich ein wenig Zeit um mich mit Ärmlingen und Gilet auszustatten. Bei dieser Gelegenheit schob sich auch ein TV-Team leise an mich heran um mich auf meine bisherigen Eindrücke anzusprechen. Zu meiner Überraschung hielt mir Barbara Tesar von Istriabike das Mikrofon unter die Nase, wodurch es kein Entrinnen gab meine Wortspende abzuliefern ohne mich aber in meinen Vorbereitungen abzuhalten zu lassen.

Angefeuert von meinem Sohn, der sich frühmorgens mit mir auf den Weg zum Start gemacht hatte, trat ich voll in die Pedale um mich mit Schwung in die erste Streckenschleife einzufinden. Nach einem kurzen Anstieg und Ortsdurchfahrten geleitete uns die Streckenführung auf die Schnellstrasse Richtung St. Veit a.d. Glan. Eine gute Möglichkeit sich auf das Tempo und an die bevorstehenden km einzugewöhnen. Nach der Abfahrt von der Schnellstraße wartete der erste intensive Anstieg nach Überfeld, den ich gut meistern konnte, ohne im Feld durchgereicht zu werden. Im Anschluss fegten wir mit hohem Tempo Richtung Ortszentrum von St. Veit a.d. Glan zu, wo sich die erste Verpflegsstation befand. Zuerst durch einige Schikanen heruntergebremst befuhren wir dann die gepflasterte Fußgängerzone, der ideale Belag für die Übernahme von Verpflegung am Zeitfahrrad im mittleren Geschwindigkeitsbereich. Ein wahrlicher Husarenritt war die Folge, bei der ich beinahe meine Satteltasche verloren hätte. Ein Mitstreiter wies mich bei seinem Überholmanöver darauf hin, dass sich diese schon gefährlich gelockert hatte. Richtung Feldkirchen verlief es für mich problemlos auf dem kupierten Streckenteil weiter und nach einem längeren Anstieg nach der Ortsdurchfahrt konnte ich das Potential meines hinteren Scheibenrades nach Moosburg hinunter voll ausnutzen. Tempospass pur! In der Schleife nach Tigring forderte uns wieder ein längerer Anstieg , der von vielen Fans gesäumt mit Vergnügen genommen werden konnte. Wieder hinunter auf die Bundesstraße mit einem eingeplanten KM-Fresser Wendepunkt gelangten wir flott nach Moosburg zurück underfreuten uns der sehr bewegten und schnell zu durchfahrenden Passagen nach Krumpendorf. Da machte Radfahren noch Spaß. Die ersten 90 km waren damit geschafft und ich lag mit 2h50min nur ein paar Minuten über meinem Plan. An der stimmungsvollen Parade bei der Wechselzone vorbei gerast und wieder Motivation aufgetankt bog ich in die Südüferstraße Richtung Velden. Der recht wechselvolle Abschnitt und die Streckenlänge selbst meldete sich dann ab km 110 bei mir mit Sitzproblemen und Tempoverlusten im Flachen. Meine Sensoren waren aktiviert und stellten nervös einige Fragen: Zu wenig oder falsch trainiert, zu wenig gegessen oder getrunken oder auch nur einsehen , dass ein IM eben kein Honiglecken ist??? Den an sich flachen Abschnitt neben der Autobahn Richtung Egg konnte ich nicht wie gewohnt voll nehmen, was den Nachdenkprozess nicht unbedingt verringerte. Gottseidank gibt es dann Anstiege wie zum Faakersee hinauf, der wieder die Konzentration aufs Wesentliche lenkt und die gefühlte Performance besserte sich. Ebenso die Abfahrt danach brachte Regeneration, Tempofeeling und gute Pace. Doch bei Ledenitzen war das kurze Zwischenhoch wieder vorbei. Schlechte Asphaltverhältnisse und überholende Mitstreiter drückten mein Tempo Richtung 25 km/h - ein Wahnsinn für den vorgelegten Plan. Die Hirnspiele begannen wieder von neuem. Kann sich das noch ausgehen, wie weiter über die restlichen 50 Rad-km?? Der Anstieg Richtung Rosenegg putzte wieder einige dunkle Wolken im Kopf hinweg, die Fans pushten mich wieder in den Rennmodus zurück. Das war insofern wichtig, als der Anstieg auf den Rupertiberg bei km 150 noch zu bezwingen war. Mühevoll aber doch wieder gefasst und nicht zu stark abfallend gegenüber anderen Teilnehmern kletterte ich über den höchsten Punkt der Radrunde hinweg und erholte mich bei der Abfahrt so gut, dass das nachfolgende Auf und Ab nach Klagenfurt sich wieder nach Wettkampf anfühlte. Mit 5h57min kam ich zwar unter meiner Negativ- Schallmauer von 6h in die Wechselzone zurück, die Frage, ob sich beim Laufen noch eine Verbesserung in der Gesamtzeit ergeben kann, war schon eher von quälender Natur. Ein guter Wechsel und einige Gels pushten mich euphorisch zur Aufholjagd. Die Laufpace lag auf den ersten km zwischen 5 und 5:30 min/km doch unerwartet gut, sodass Hoffnung aufkeimte und mein Rechner im Kopf wieder übermotivierte Prognosen anstellte. Leider ein Zeichen eines nahenden Realitätsverlusts, der durch das anfängliche Strohfeuer noch bestärkt wurde. Die Fans leisteten Großartiges - die eigene Familie, die Vereinskolleginnen ( Ihr wart super!) gute Bekannte und Freunde aus dem Triathlonumfeld und viele anonyme Zuseher am Streckenrand. Ohne sie alle wäre ab km 16 nicht mehr viel weiter gegangen. Dass Gefühl am Plan gehörig vorbei zu schrammen, wenn die AK-Konkurrenten vorbeilaufen und Du nicht viel gegen die eigene Schwerfälligkeit mehr unternehmen kannst, ist in der Phase unangenehm und frustrierend zugleich. Mit 2h 2min zur HM-Marke weißt Du dann endgültig: Jetzt geht es ums Ganze und letztlich auch um die Ehre! Somit wurde in der zweiten Marathonhälfte meine eigene Leidensfähigkeit und Selbstmotivationsfähigkeit auf einen harten Prüfstein gestellt. Die beginnende Dämmerung und dann noch ab km 37 einsetzender Regen engten den Tunnelblick noch weiter ein und ich war immer mehr ganz allein mit mir selbst beschäftigt. Im Parkgelände war der Untergrund immer schwerer erkennbar, jeder Fehltritt könnte das endgültige Aus so knapp vor dem Ziel bedeuten. Dementsprechend verhalten und vorsichtig zugleich kurvte ich um mögliche Unebenheiten, Höhenunterschiede oder rutschige Kursecken herum, bis ich zum Zielgelände einschwenkte. Noch einmal versuchte ich locker aber doch bestimmt so schnell wie möglich in die Zielgerade zu beschleunigen, wo mich frenetischer Jubel, bassintensiver Sound und Blitzgewitter der Bodenscheinwerfer empfing. Derart geblendet war es fast ein Wunder, dass ich den Handschlag des Einpeitschers noch erreichte (You are an Ironmannnnn) und den Weg auf die Rampe zum Zieleinlauf nicht verpasste. Dann fiel aller Druck und jeglicher Focus von mir ab. Ich wackelte zum Medaillenempfang und weiter zum Zaun um meiner Familie kurz zu berichten. Der IM sei für mich endlich vorbei und ich war erstmals darüber froh. Dass mir am Ende läppische 22 min zum Podestplatz in der ÖM in meinerAK fehlten, kam erst viel später am Abend beim Blick in die Ergebnislisten in mein Bewusstsein. Hätt i wär i war nun auch bei mir angekommen und es wurde ein unruhige Nacht - nicht nur der Strapazen wegen. Mit meinen 11h 46min hatte ich eben meinen Plan versemmelt. Mit dem 8.Platz in meiner allgemeinen AK, dem 5. Platz in der ÖM-AK und höchstwahrscheinlich 1. Platz in der NÖ-LM muss ich mich wohl zufrieden geben.

Die jetzige Regeneration am Hausmeisterstrand von Jesolo wird das Jammern auf hohem Niveau hoffentlich bald eindämmen und den Weg für neue Kraft und Motivation für eine neue Triathlonsaison freimachen.

Schließlich kann ich heute schon bestätigen, dass sich alle Mühen und Entbehrungen dennoch ausgezahlt haben. Only the strong (and willing) survive....!

CU soon bei meinem Trainingseinstieg im Herbst!

PS: Unser Vereinskollege Philip Strolz hat es mit einem beachtlichen Finish unter 10h viel besser gemacht. Er belegte Rang 7 in seiner allgemeinen AK und den tollen 3. Rang in seiner AK bei der ÖM - Gratulation und Ehre wem Ehre gebührt!

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